Vor der Bankausbildung vier Wochen in die Landwirtschaft

Pirna, 28.10.2010

Annabel König war nicht wenig überrascht, als sie am 17. September 2010 die Nachricht erreichte, die ersten Wochen ihrer Ausbildung bei der Volksbank Pirna und an der Berufsakademie Dresden fänden nicht in einer der Geschäftsstellen der Bank statt, sondern in der Landwirtschaft, in ihrem Fall in der Agrargenossenschaft Niederseidewitz.

Ähnlich erging es den drei anderen „Neuen“. Die Ausbildungs-Verantwortlichen der Volksbank hatten ihnen „Arbeitsplätze auf Zeit“ in der Agrar-Produktivgenossenschaft Pirna-Cotta, in der Agrarproduktion „Am Bärenstein“ Struppen und in der Agrargenossenschaft Oberes Elbtal Reinhardtsdorf – allesamt Kunden der Genossenschaftsbank – vermittelt.

„Stall ausmisten? Kühe füttern? Kühe melken? Na toll“, dachte Annabel König zunächst. Doch zunächst stand „Weidebau“ auf dem Programm: Funktionskontrolle der Zäune, Auf- und Abbau von Einzäunungen, Kühe zu Weide treiben. Danach folgte dann tatsächlich die Arbeit im Rinderstall. „Es war wirklich toll“. Geradezu „faszinierend“ fand Annabel König die Geburt eines Kalbes oder den Sprung eines anderen übers Gatter, als sie es füttern wollte. „Zum Glück kehrte das Kälbchen freiwillig in den Stall zurück“.

Auch Marie Hohenberg wurde im Kuhstall mehr oder weniger unfreiwillig zur Geburtshelferin, als ein Kälbchen nur zögerlich das Licht der Welt erblicken wollte. Ansonsten stand für sie wie für die anderen angehenden Pirnaer Banker all das auf dem Arbeitsplan, was in den Herbstwochen in der Landwirtschaft zu tun ist – die Kartoffelernte zum Beispiel. Marie Hohenberg weiß nun um die Mühen, „die halbmehlig kochende Sorte ‚Solara‘ aus der Erde zu holen“. Lohn ihrer Anstrengung: Sie konnte ihrer Familie davon nicht nur ausführlich berichten, sondern auch einen Sack mit „Solara“ zu Hause präsentieren. Und Philipp Hartmann wird dies in starker Erinnerung bleiben: „Zum Abschluss durfte ich sogar einen 280 PS starken Traktor übers Feld fahren und so bei der Bodenbearbeitung helfen.“

Alles im allem: Die neuen Auszubildenden der Volksbank „haben sich nicht nur tapfer gehalten, sie haben während dieses außergewöhnlichen Einsatzes auch lernen können, wie schwer die Arbeit in der Landwirtschaft ist“, sagt Hauke Haensel, der Vorsitzende des Vorstands der Volksbank Pirna, dem noch heute die in der DDR üblichen Studenteneinsätze in der Landwirtschaft in Erinnerung sind. Haensel: „Eine gute Schule ist das damals gewesen – warum sollten das unsere künftigen Bank-Mitarbeiter nicht auch erleben.“ Zumal die Volksbank Pirna sich künftig noch stärker für ihre landwirtschaftlichen Kunden in der Sächsischen Schweiz einsetzen will: Erst vor wenigen Wochen wurde mit Lore Schöffel eine im Bankgewerbe wie in der Landwirtschaft erfahrene Spezialistin mit dem Ziel eingestellt, der bäuerlichen Kundschaft nicht allein die üblichen Bankgeschäfte, sondern auch spezielle Dienstleistungen anzubieten.

„Wir sind in der Sächsischen Schweiz zu Hause“, kommentiert Hauke Haensel das. „Zu diesem zu Hause gehört eine Landwirtschaft, die Arbeitsplätze schafft, zur Landschaftspflege in tourismusstarken Gegenden beiträgt und nicht zu letzt die Wirtschaftskraft unserer Region entscheidend mitbestimmt. Wer, wenn nicht eine Genossenschaftsbank wir die Volksbank Pirna hätte dafür eine besondere Verantwortung.“

Annabel König
Marie Hohenberg
Philipp Hartmann