erschienen in der Sächsischen Zeitung am 27.07.2011
Interview der Sächsischen Zeitung "Die Volksbank ist stark geworden"
Pirna, 27.07.2011
Die Unsicherheit an den Weltfinanzmärkten rückt regionale Banken wieder in den Fokus. Auch die Volksbank Pirna. Sie will solide weiter wachsen.
Die Volksbank Pirna hat 2010 als das erfolgreichste Geschäftsjahr ihrer Geschichte abgeschlossen. Sie verzeichnet stetigen Mitglieder- und Kundezuwachs und hat die seit 2002 laufende Banksanierung erfolgreich abgeschlossen. Die Sächsische Zeitung sprach mit dem Vorstandsvorsitzenden Hauke Haensel.
Herr Haensel, die Kundenzahl der Volksbank Pirna ist auf aktuell mehr als 26700 gestiegen. Warum legen die Leute bei Ihnen ihr Geld an?
Es gibt aus meiner Sicht vier gute Gründe, die uns seit 2002 fast 9000 zusätzliche Kunden beschert haben. Erstens haben die Volksbanken als einzige der Bankengruppe in der Finanzkrise keine finanzielle Unterstützung durch den Staat gebraucht – wir sind regional verankert und pokern nicht auf den internationalen Finanzmärkten. Das macht uns in der Krise sicher. Das erhöht das Vertrauen der Kunden. Zweitens tun wir viel fürs gesellschaftliche Leben in der Region. Drittens sind wir für Kreditkunden verlässlich und berechenbar, wir stehen auch in schwierigen Zeiten zu ihnen. Und viertens garantiert unser dichtes Filialnetz eine große Kundennähe.
Die Eröffnung der ersten Geld-Tankstelle in Dürrröhrsdorf war ein gelungener PR-Coup. Sind weitere Filialen geplant?
Wir werden in diesem Jahr die Modernisierung unserer Filialen abschließen – allein 2010 haben wir über 2,5 Millionen Euro in die Geschäftsstellen investiert – und denken tatsächlich über die Eröffnung eines neuen Standorts im Landkreis nach. Wo, verrate ich noch nicht.
Die Volksbank Pirna steht wirtschaftlich besser da als je zuvor. Trotzdem legt Ihnen der Volksbank-Verbund im Kontrollbericht 2010 ans Herz, mehr Eigenkapital aufzubauen …
Richtig, aber das ist die Folge des Neuaufbaus seit 2002. Im übrigen aber auch ein typischer Umstand bei ostdeutschen Banken. Es ist wichtig, das Eigenkapital weiter zu erhöhen, um die Forderungen des Europäischen Bankreformpakets Basel III zu erfüllen. Dort geht es im Kern darum, dass die Banken ihre Kredite besser mit Eigenkapital absichern. Außerdem: Je mehr Eigenkapital eine Bank hat, desto wertvoller ist sie. Und das ist gut für unsere Mitglieder.
Die Bank hat inzwischen über 5500 Mitglieder bzw. Anteilseigner – die schon von einer höheren jährlichen Dividende auf ihre Anteile träumen. Diese Erwartungen haben Sie allerdings gebremst. Warum?
Wir haben für 2010 erstmals fünf Prozent Dividende ausgezahlt, zuvor waren es vier Prozent. Das ist ein sehr ordentlicher Wert. Eine noch höhere Ausschüttung würde zulasten des Eigenkapital-Aufbaus gehen, und das wollen wir nicht. Außerdem legen wir mit unserer heutigen Entwicklung den Grundstein für künftige Dividenden. Wir denken langfristig.
Was hat es mit der 2010 abgeschlossenen Sanierung der Volksbank Pirna auf sich, und warum war sie überhaupt nötig?
Die Volksbank Pirna startete in die politische Wende 1990 mit wenig Eigenkapital, hat turbulente 90er-Jahre durchlebt und hatte durch die Augustflut 2002 große Kreditausfälle zu verzeichnen. Das hat dazu geführt, dass die Bank vom Verbund der Volksbanken finanziell gestützt werden musste. Nach 2002 haben wir uns dann aus eigener Kraft erholt. Wir haben mit knapp 18 Millionen Euro rund dreimal so viel Eigenkapital wie 2002 und deutlich größere stille Reserven. Unsere Kernkapitalquote, das heißt das Verhältnis von Eigenkapital zur Bilanzsumme, beträgt 16 Prozent. Zum Vergleich: Die Deutsche Bank steht bei 8,7 Prozent. Theoretisch hätten wir mit der Rückzahlung der Sanierungsmittel bis 2021 Zeit gehabt. Dass wir es aus eigener Ertragskraft zehn Jahre eher geschafft haben, zeigt, wie stark die Bank inzwischen geworden ist.
Auf der Vertreterversammlung wurden Sie von einem Volksbank-Mitglied gefragt, was es mit den 45 Millionen Euro Zinsderivaten auf sich hat, die die Volksbank hält. Spekulieren Sie am Zinsmarkt?
Mit Zinswetten hat das nichts zu tun, wir wetten auch nicht auf die Pleite eines Staates. Solche spekulativen Geschäfte verbietet die Satzung unserer Bank – und gerade das hat sie ja in der Finanzkrise stark gemacht. Mit den Zinsderivaten sichern wir uns – wie jede andere Bank auch – gegen Zinsschwankungen ab. Solche Schwankungen stellen für jede Bank ein Risiko dar. Die Derivate wirken dabei wie eine Versicherung gegen Risiken.
Die Volksbank ist ein wichtiger Sponsor für Kultur und Sport in der Sächsischen Schweiz. Auch in Zukunft?
Dieses Engagement ist uns enorm wichtig. 2010 hat allein die Volksbank rund 60 Vereine, Veranstaltungen und Initiativen hier im Landkreis mit einer namhaften sechsstelligen Summe unterstützt. Streichen Sie mal bei der Förderung von Sportvereinen und Kulturveranstaltungen das blaue Volksbank- oder auch das rote Sparkassen-Logo weg. Wie viele Veranstaltungen würde es da überhaupt noch geben?
Sie sind seit 2002 Vorstand der Volksbank Pirna, haben nun die Sanierung der Bank abgeschlossen. Welche Ziele setzen Sie der Bank für die nächsten Jahre?
Was das Wachstum der Bank angeht, möchten wir bis Ende des Jahrzehnts im Landkreis einen Marktanteil von 25 Prozent erreichen.
Interview: Christian Eißner
Infokasten: Die Volksbank Pirna
Die Volksbank Pirna hat ihren Hauptsitz in der Gartenstraße 36 in Pirna und betreibt neun weitere Geschäftsstellen im Altlandkreis Sächsische Schweiz, dazu zwei SB-Stellen. 2009 ging die Raiffeisenbank Neustadt in der Volksbank Pirna auf.
Das Geldinstitut hat aktuell 26.700 Kunden, 5.500 Genossenschaftler und betreut Kunden-Einlagen in Höhe von rund 267 Millionen Euro. Das Geschäftsvolumen 2010 betrug rund 353 Millionen Euro (plus 5,5 Prozent zum Vorjahr).
Vorstände der Bank sind Hauke Haensel und Ewald Saathoff.