Die Wirtschaftsförderer der sächsischen Landesregierung äußern sich optimistisch, der Oberbürgermeister Pirnas und die Bürgermeister von Heidenau und Dohna sehen große Chancen für bedeutende Industrieansiedlungen, Prognosen gehen von 3. 000 neuen Arbeitsplätzen aus: Entlang des Autobahnzubringers B172a zur A17 soll der interkommunale Industriepark "Oberelbe" entstehen, den die Nachbarstädte gemeinsam entwickeln wollen - ein Projekt von erheblichem Umfang und großer wirtschaftlicher Bedeutung für die Region.
Naturgemäß gab und gibt es dazu viele Fragen: Ist das Gelände, das derzeit landwirtschaftlich genutzt wird, als Industriegebiet geeignet? Welche Probleme ergeben sich aus seiner Nachbarschaft zu Fauna-Flora-Habitaten und zum denkmalgeschützten Barockgarten Großsedlitz, welche aus der Topografie des Gebietes? Wird die mögliche neue Linienführung der Eisenbahnstrecke Dresden-Prag berührt? Gibt es bereits potenzielle Investoren? Diese und zahlreiche weiterführende Fragen wurden während einer regen Podiumsdiskussion erörtert, zu der die Volksbank Pirna, die Wählergemeinschaft "Wir für Pirna - Freie Wähler", die Sächsische Zeitung und der Pirnaer Verband der Selbständigen am Mittwoch, dem 21. Juni 2017, in die Pirnaer Hauptstelle der Bank eingeladen hatten und zu der rund 70 Bürger und Unternehmer der Region Oberes Elbtal gekommen waren.
Pirnas Oberbürgermeister Klaus-Peter Hanke, Christian Flörke, Geschäftsführer der Stadtentwicklungsgesellschaft mbH Pirna, der Immobilienfachmann Sven Vater, Geschäftsführer der Pirnaer GEVA-Unternehmensgruppe, der zugleich die Wählergemeinschaft und den Verband der Selbständigen vertrat, diskutierten Chancen und Risiken des Vorhabens eines "Gewerbegebiets am Feistenberg". Oberbürgermeister Hanke und Vertreter des an dem Vorhaben arbeitenden Projektierungs-Büros verwiesen zunächst darauf, dass eine Machbarkeitsstudie vorliegt, von der insgesamt sehr positive Signale ausgehen. Grundsätzlich als günstig werde die Verkehrsanbindung des Gebietes angesehen. Topografie und Relief des Geländes seien zwar eine Herausforderung, aber würden keine unlösbaren Probleme bergen. Auch einige Ausgleichsflächen müssten bereitgestellt werden. Vor allem aber: Pirna, Heidenau und Dohna hätten langjährige Industrietraditionen, an die mit dem gemeinsamen Projekt angeknüpft werden könne.
Dafür müssten die beteiligten Städte selbstverständlich in Vorleistung gehen – die Autoren der Machbarkeitsstudie haben Kosten von etwa 61 Millionen Euro für die Realisierung eines ersten Bauabschnitts errechnet. Oberbürgermeister Hanke und Christian Flörke von der Pirnaer Stadtentwicklungsgesellschaft verwiesen mit Nachdruck darauf, dass sich diese Kosten langfristig durch Steuereinnahmen amortisieren würden. Im Umfeld des Wissenschaftsstandortes Dresden seien große, zusammenhängende und gut erreichbare Gewerbe- und Industrieflächen ein rares Gut, das Interesse von Investoren, sich hier niederzulassen, zudem anhaltend groß.
Daraus, so betonten Hanke und Flörke, ergäben sich attraktive Möglichkeiten, innovative industrielle Unternehmen mit Forschungseinrichtungen zu verknüpfen. Dies werde die wirtschaftliche Dynamik und den Wohlstand der gesamten Region stärken. Sven Vater betonte ebenfalls die positiven Aspekte der Pläne für den „Industriepark Oberelbe“, kurz IOP. Dies sei eine große Chance für Pirna, als Wirtschafts- und Wohnstandort an Attraktivität zu gewinnen und das ins Auge gefasste Wachstum der Stadt auf 40.000 Einwohner zu erreichen. Zugleich verwies Vater darauf, dass es erheblicher Anstrengungen bedarf, um die Infrastruktur der Stadt zu ertüchtigen, zumal derzeit noch einige Gewerbestandorte in Copitz-Nord bzw. im interkommunalen Gewerbegebiet Heidenau/Dresden ungenutzt sind. Vater forderte darüber hinaus, die Tatsache im Auge zu behalten, dass der Mittelstand der Region unter Fachkräfte- und sogar Arbeitskräftemangel leide, der durch den absehbar erheblichen Bedarf der neu angesiedelten Industrie-Unternehmen keinesfalls noch verschärft werden dürfe.
Die beteiligten Stadtverwaltungen und Ansiedlungsgesellschaften stünden deshalb jetzt vor der Aufgabe, bei den Planungen des „Industrieparks Oberelbe" für größtmögliche Transparenz zu sorgen, die komplexen Folgen eines solchen Großprojektes darzustellen und überdies belastbare Auslastungs-, Kosten- und Finanzierungsmodelle einfließen zu lassen. "An alle(s) gedacht?" – unter diesem Motto stand der Abend zum Thema „Industriepark Oberelbe“. Die Diskussion machte eindrucksvoll deutlich, in welchen Dimensionen "an alle(s)" gedacht werden muss, um ein solches Projekt erfolgreich umzusetzen.