Digitalisierung wird zur Überlebensfrage für ländliche Räume

Dresden/Pirna, 04.12.2017

Der Landwirtschaftliche Unternehmertag der sächsischen Volksbanken und Raiffeisenbanken diskutiert die „Digitale Revolution auf dem Acker“.

Die Bedeutung der Landwirtschaft als Voraussetzung für lebensfähige ländliche Räume wird immer mehr von der Versorgung mit leistungsfähigen Internetverbindungen abhängen. Andenfalls bleiben wirtschaftliche Potenziale der Agrarunternehmen ungenutzt und die von ihnen geprägten Regionen abseits der Metropolen fallen weiter zurück.

Dresden/Pirna. Für die landwirtschaftlichen Betriebe gilt es, Daten vermehrt zu Informationen zu machen, um betriebswirtschaftliche Entscheidungen treffen zu können. Dies war ein Fazit des landwirtschaftlichen Unternehmertags der Volksbanken und Raiffeisenbanken mit 300 Teilnehmern im International Congress Center Dresden. Als Bank vor Ort hatte die Volksbank Pirna eG 50 Kunden aus der Agrarbranche zu dieser informativen Veranstaltung eingeladen.

„Wir wollen die gesamte landwirtschaftliche Nutzfläche der Welt digitalisieren“: Dies ist die Vision von Clemens Delatrée, Geschäftsführer der green spin GmbH aus Würzburg. Ziel seines Unternehmens ist es, Daten, die auf dem Feld generiert werden, möglichst in Echtzeit in Entscheidungsprozesse einzubringen. Als Beispiel schilderte er ein Projekt aus dem bayerischen Hallertau: Hier sei es möglich gewesen, vier Wochen vor der Ernte den Ertrag mit 97 % Genauigkeit zu schätzen. Carsten Gieseler, Geschäftsführer der fodjan GmbH in Dresden bietet eine Art virtuellen Assistenten für die Optimierung der Fütterung im Stall. „Futterkosten machen 40-50 % der Gesamtkosten aus. Ein Plus von 30 % bei der Futtergesundheit bei 10 % weniger Futterkosten ist damit möglich“, erläuterte Gieseler. Eine Wiederbelebung der Kreislaufwirtschaft sei möglich, waren sich beide einig. Die Digitalisierung werde Acker und Stall wieder enger zusammenführen.

Auf die bei der Versorgung mit schnellem Internet klaffenden Lücken im ländlichen Raum ging Tim Brauckmüller, Geschäftsführer des Breitbandbüros des Bundes, ein. Für ein leistungsfähiges Netz werde sowohl die Glasfaser- als auch die Mobilfunktechnologie benötigt. Dabei müsse man mehr in flächendeckender, überall verfügbarer Versorgung als in Haushalts-oder Gebäudeanschlüssen denken. „Beim 30 Megabits pro Sekunde Mindestziel der EU für die Breitbandversorgung liegen unsere ländlichen Räume in Europa auf Platz 13. Das kann nicht unser Anspruch sein – unser Anspruch muss Platz 1 sein.“ Die Landwirtschaft benötige eine flächendeckende Versorgung, um hochmoderne Technologien wie Sensoren anwenden zu können.

Auf die Bedeutung der Landwirtschaft für lebensfähige ländliche Räume wies zur Eröffnung des landwirtschaftlichen Unternehmertags Thomas Müller, Sprecher des Vorstandes der Volksbank Dresden-Bautzen eG, hin. Hier sei der Staat gefordert: „Das fängt bei schnellem Internet an und hört bei der inneren Sicherheit auf. Dazu gehört auch die allgemeine Einstellung zur Landwirtschaft als Kern lebensfähiger ländlicher Räume. Von einer neuen Regierung müssen hier klare Zeichen gesetzt werden: Eines davon sollte ein starkes Ministerium für den ländlichen Raum sein.“

Der Agrarblogger Marcus Holtkötter alias „Bauer Holti" betonte die Chancen der neuen Medien für die Landwirtschaft in gesellschaftlichen Debatten: „Sie geben uns endlich die Möglichkeit, schnell auf neue Geschehnisse und rechtzeitig in der Berichterstattung mit unseren Positionen aufzutauchen." Nach Einschätzung von Gerhard Förster, Vizepräsident des Sächsischen Landesbauernverbandes, wird durch die Digitalisierung die Kooperation zwischen den Agrarbetrieben zunehmen.

„Das ist auch ein Gegengewicht zur Dominanz des Lebensmittelhandels in der Vermarktung.“ Der Prozess der Digitalisierung werde in der Landwirtschaft nicht so schnell voranschreiten, wie in anderen Branchen wie der Kfz-Industrie, so Förster. Das liege am geringeren Ausmaß der Standardisierung und sehr langfristigen Planungszeiträumen der Landwirte.


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