Nicht poltern, sondern motivieren

Großsedlitz, 06.06.2017

Volksbank Pirna, Sächsische Zeitung und Verband der Selbständigen küren Falk Heinze, Geschäftsführer des Bauunternehmens Karl Köhler in Heidenau, zum Unternehmer des Jahres 2017 im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge. Nach der Auszeichnung verrät er, wie er seine Mitarbeiter in der Firma hält.

Solide, professionell und dynamisch. Mit diesen drei Eigenschaften lobt Michael Geisler einen Mann, dem nicht klar ist, dass er gleich ausgezeichnet wird. Wie jedes Jahr macht es der Landrat in seiner Laudatio für den Unternehmer des Jahres im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge spannend. Rund 200 Gäste warten am Freitagabend in der Oberen Orangerie des Barockgartens Großsedlitz darauf, dass das Geheimnis gelüftet wird. Viele der Anwesenden an den runden Banketttischen sind Unternehmer. Viele wähnen sich bei den lobenden Worten des Landrats noch im Rennen. Der Landrat gibt mehr und mehr Hinweise. Bald ist klar, dass es sich um einen Bauunternehmer handelt. Das schränkt den Kreis möglicher Kandidaten schon sehr ein.

Kernkompetenz Beton, Unternehmensstandort Heidenau, Geschäftsführer seit 2003, Inhaber seit 2007, Familienmensch, einst erfolgreicher Handballer – natürlich habe er schon relativ früh in der rätselhaften Laudatio des Landrates verstanden, dass es um ihn geht, sagt Falk Heinze. Glauben können habe er es aber trotzdem nicht so richtig.

Langer Beifall, als das Rätsel dann für alle aufgelöst ist und Falk Heinze auf die Bühne geholt wird. Der Unternehmer des Jahres führt das Bauunternehmen Karl Köhler in Heidenau, 150 Mitarbeiter stark, 35 Millionen Euro Umsatz im Jahr 2016, Ausbildungsbetrieb. Fragt man in die Unternehmerrunde, heißt es unisono: Ein würdiger Preisträger. Vertrauen bedeute in der Baubranche, dass man auch nach vielen Jahren noch Aufträge vor der eigenen Haustür bekommt, witzelt der Landrat. Dieses Vertrauen hat die Firma Karl Köhler.

Inhaber Falk Heinze ist tatsächlich überrascht von der Auszeichnung. Er widmet sie, ohne lange überlegen zu müssen, seiner Belegschaft. Eine gute Truppe, sagt er, werde immer wichtiger, um als Unternehmen bestehen zu können. Man müsse sie pflegen. „Die Mitarbeiter sind sensibel geworden. Da kann man nicht mehr, wie früher auf dem Bau üblich, nur poltern. Man muss motivieren.“ Ohne Fairness und Vertrauen laufe nichts.

Die Dankesworte des Ausgezeichneten lassen vermuten, dass das mit dem Unternehmerpreis verbundene Preisgeld von 1.000 Euro in eine Betriebsfete fließt. „Nein“, sagt Falk Heinze ein paar Minuten später, als er seine Frau vor der Orangerie fürs Foto in die Arme nimmt. „Wir spenden das Geld an die Kita Zwergenland in Heidenau.“ Und wofür genau? „Sie könnten zum Beispiel schöne große Spielzeugbagger kaufen, damit das Bauen in der Region Zukunft hat“, sagt Falk Heinze und lächelt. „Und ein Betriebsfest gibt’s natürlich trotzdem.“

Der Barockgarten bietet an diesem herrlichen Juniabend die perfekte Kulisse für das gemeinsam von der Volksbank Pirna, dem Verband der Selbstständigen Sächsische Schweiz-Osterzgebirge und der Sächsischen Zeitung veranstaltete Sommerfest. Die Gäste wandeln auf den Terrassen vor der effektvoll beleuchteten Orangerie, finden Zeit und Ruhe zum Reden und genießen später am Abend ein eindrucksvolles Feuerwerk.

Aber es gibt auch einen ernsten Teil bei dieser Veranstaltung. Die Organisatoren haben wie jedes Jahr einen Gastredner geladen, und die Wahl fiel diesmal auf einen, der auf den ersten Blick mit der Wirtschaft im Landkreis nicht wirklich etwas zu tun hat: Den Islamwissenschaftler und Nahostexperten Dr. Michael Lüders, Präsident der Deutsch-Arabischen Gesellschaft, der mit „Die den Sturm ernten“ einen Bestseller über die Ursachen des Syrienkrieges schrieb. In einem reichlich halbstündigen Vortrag wirft Lüders für die Anwesenden ein Schlaglicht auf die Probleme im Nahen Osten, verweist auf die gesellschaftlichen Besonderheiten dieser Region und erklärt, warum es schnell zu einer weiteren Eskalation des Syrienkonflikts kommen kann, wie instabil weitere Länder sind und wie leicht es eine neue große Flüchtlingswelle geben kann. Die Betroffenheit bis nach Sachsen erklärt sich in seinen Ausführungen rasch von selbst. Seine These: Der Westen ist es, der den Konflikt im Nahen Osten antreibt und nährt. Seine Lösung? Die USA, Russland und Europa müssen zusammenarbeiten. „Die einzige Lösung“, sagt er.